New World von Kerenza Harris und Alessio Grancini wurde aus dem Open Call zur aktuellen Situation aufgrund von COVID 19 für die diesjährige digitale Festivaledition VRHAM! VIRTUAL ausgewählt. Die Arbeit wird  in der Festivalsektion VR CINEMA gezeigt.

VRHAM! VIRTUAL: Ihr beschäftigt euch in New World mit den Auswirkungen der aktuellen Pandemie. Kerenza, erzähle uns ein wenig über eure künstlerische Herangehensweise.

KERENZA HARRIS: Unsere persönlichen Erfahrungen mit der Isolation während der Pandemie sind für uns verwirrend. Wir fühlen uns sowohl sicher und glücklich am Leben zu sein, aber auch gleichzeitig verängstigt und erschüttert von dem, was um uns herum geschieht. Es fühlt sich an, als träumten wir, allein in einer winzigen Blase. Wir haben dieses Traumartige in New World eingefangen und uns auf die widersprüchlichen Emotionen, die wir durchleben, konzentriert.

VR ist ein wichtiges soziales und kulturelles Medium, von dem wir hoffen, dass es weiter wachsen wird.

VV: Ein wichtiges Thema sowohl der Experience als auch der Pandemie ist die Isolation. Führt uns die VR-Technologie aus Deiner Sicht eher in die Isolation oder hilft sie uns heraus?

KH: Die VR-Technologie hat die Fähigkeit, unsere Wahrnehmung direkt zu beeinflussen und sich darauf auszuwirken, wie wir die Welt als eine simulierte Umgebung erleben; sie ist sowohl physisch als auch emotional. Neue Realitäten, neue Welten, neue Körper, es gibt keine Grenzen für das, was erlebt werden kann.  Wir glauben fest daran: Umso leichter Technologie zugänglich wird, desto größer wird der Einfluss sein, den sie auf unser Leben haben wird. Wir sehen bereits jetzt die erstaunlichen künstlerischen Experiences, die jeden Tag gemacht werden, und die Vielfalt der Themen, die dabei behandelt werden. VR ist ein wichtiges soziales und kulturelles Medium, von dem wir hoffen, dass es weiter wachsen wird.

VV: Wird die so genannte „virtuelle Welt“ während und nach der Pandemie für das soziale und kulturelle Leben wichtiger werden? Wenn ja, wie?

KH: Für uns geht sie sogar noch über das soziale und kulturelle Leben hinaus. Die Einsatzbereiche sind viel größer. Unsere Welt bewegt sich in Richtung eines stärker polarisierten Denkens, es scheint immer weniger Gemeinsamkeiten, immer weniger Mitgefühl zu geben. In den letzten Tagen hat die angespannte Lage in Los Angeles (USA), wo wir ansässig sind, deutlich gemacht, wie weit wir voneinander entfernt sind und wie wichtig es für uns ist, wieder miteinander in Kontakt zu treten. Die Schaffung virtueller Welten und imaginierter Geschichten ist für uns eine Möglichkeit, den Status quo in Frage zu stellen, neue Ideen auszudrücken und unsere Überzeugungen mit anderen in einer sicheren, immersiven Umgebung zu teilen.

VV: Was bedeutet es für euch, Teil von VRHAM! Virtual 2020 zu sein?

KH: In dieser sich verändernden Welt suchen wir immer nach Wegen, uns wieder mit anderen zu verbinden, uns irgendwo zugehörig zu fühlen. VRHAM! gibt uns die einzigartige Gelegenheit, unsere Geschichte zu teilen und Hoffnung und Einheit an den unwahrscheinlichsten Orten zu finden.