In einem Blick auf den Verlauf der Evolution betrachtet die Choreografie „Trans//Form“ die Zukunft des menschlichen Körpers in einer zunehmend technologisierten Welt. Drei Tänzerinnen tanzen eine kritische Auseinandersetzung mit Themen wie Cyborgismus und Transhumanismus, die untersucht, inwieweit der menschliche Körper durch den Einsatz von Technologien verändert, verbessert oder gar für obsolet erklärt werden kann. Welche Bedeutung hat der fleischliche Körper für den Menschen? Wie wird sich der Körper durch den Einsatz von Technologien verändern? Was passiert mit dem Menschen, wenn sein Körper entbehrlich wird?

Durch die Transformation des Körpers in die digitale Welt, in der die begrenzenden Naturgesetze unserer Realität aufgehoben und durch digitale Gesetze einer virtuellen Realität ersetzt werden, findet eine Umgestaltung der Darstellung des Individuums statt.

Durch das Betreten der virtuellen Welt wird der User Teil einer Erfahrung, die die digitale und analoge Welt entgrenzt. Durch seine nahezu körperlose Form tritt er in die Interaktion mit den transformierten Tänzerinnen.

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Directors: Suse Tietjen, Maria Gibert, Martin Kupfer & Fabian Knieling

Hamburg, 2018

„The Memories of Borderline“ ist eine einzigartige Verbindung von Theater und virtueller Realität. Das Schauspiel Dortmund und die CyberRäuber schaffen, basierend auf der Inszenierung „Die Borderline Prozession“, einen immersiven und interaktiven, virtuellen Raum.

Während das dreistündige Theaterstück mit der Überforderung der Zuschauer*innen durch die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, durch Schauspiel, Bühne, Text, Musik arbeitet, versetzt die VR-Erfahrung die Besucher*innen in eine Erzählung von Erinnerungen und Vergänglichkeit: die Wände und Texturen zeigen von Beginn an mehr und mehr Spuren des Verfalls. Im Hintergrund ertönen Musik und Texte, erscheinen Videos von Szenen, die vielleicht in diesen Räumen stattgefunden haben, Szenen aus der Inszenierung, die das Leben in seinen Facetten im Kontrast zur Vergänglichkeit der virtuellen Welt zeigen.

Als eine Arbeit für die virtuelle Realität schafft „The Memories of Borderline“ eine neue hybride Form der Kunst: die Verknüpfung von bildender und Medienkunst, Gaming und darstellendem Spiel. Sie erforscht die Möglichkeiten von Theater in und mit neuer Technologie und ebnet dabei einen Weg für neuartige Theaternarrative: die Benutzer*innen werden dabei ihre eigenen Erzähler*innen.

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Director: Kay Voges & CyberRäuber

Deutschland, 2017

Der Kopfschuss hat einen prominenten Platz in der Ikonographie gewaltsamer Todesarten in Filmen und Videospielen. Wahrscheinlich werden deshalb in Internet-Foren wie Quora und Reddit regelmäßig Fragen nach Erfahrungsberichten von Kopfschuss-Überlebenden laut. Die Antworten spiegeln Schock, Überraschung und Schmerz in unterschiedlichen Ausprägungen. Etliche der meist männlichen Verfasser sind darum bemüht, sich selbst Stärke und Mut in der beschriebenen Situation zu attestieren, während andere, die fast immer anonym bleiben wollen, Verletzlichkeit und Trauma beschreiben.
Durch die spezielle Ambivalenz von Intimität und Öffentlichkeit, die Online-Foren innewohnt, gelingen so Einblicke in die Beschäftigung mit dem menschlichen Körper in Relation zu Gewalt und (Angst vor dem) Tod im Kontext einer digitalen, vernetzten Welt.

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Director: Dani Ploeger

Niederlande/Großbritannien/Deutschland, 2018

 

In diesem Werk von Nikita Shalenny begibt sich der Zuschauer auf eine Reise um die Welt, die einer von einer Brücke aus gezogenen Linie folgt. Es ist tiefste Nacht, die Menschen wandeln als verschwommene Silhouetten durch verlassene Landschaften und dunkle Wälder. Die Szenerie wandelt sich von Birkenwäldern über Ölfelder hin zu aufgegebenen Kirchen und Ozeanen und die geisterhaften Figuren durchstreifen diese grenzenlose Welt.
Nikita Shalenny nimmt die Idee der Brücke als inneren Ausgangspunkt, um sich mit künstlerischen Mitteln einen Ausweg aus der fortwährenden Krise seines Landes zu erschaffen. Er selbst drückt es so aus: „Der Fluchtgedanke ist unterbewusst, er sprießt und wird zu einem jungen Baum. Jeden Morgen gehe ich in den Garten und hacke mit einer Axt seine Wurzeln ab, um die falschen Gedanken zu vertreiben. Am nächsten Morgen ist er doppelt so groß wie ich und raschelt mit seinen Blättern im Wind.“
Die Brücke, die in dieser Arbeit in Unendliche reicht, ist genau wie der Horizont eigentlich ein Ort zwischen zwei Orten, zwischen dem Endpunkt und dem Ausgangspunkt. Jeder Horizont verschwindet, wenn man sich ihm nähert, und doch gibt es die starke Überzeugung, dass hinter dem Horizont eine bessere Welt wartet.
Im Zuge der globalen Flüchtlingskrise erscheint die unendliche Brücke wie ein Zeichen unserer Zeit, oder wie ein Mittel gegen den Fluchtgedanken. Eine Brücke ist so konstruiert, dass man die andere Seite leicht erreichen und die Kluft zwischen Sehnsüchten, Zielen und Träumen, die eigentlich unerreichbar scheinen, überbrücken kann.

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Director: Nikita Shalenny

Ukraine/Dänemark, 2018

 

Düster, surreal und von außergewöhnlicher Schönheit – in dieser Virtual Reality-Experience wird eine Partie Cricket in einem nächtlichen Hinterhof zu einer Metapher für das Leben selbst. Die international bekannten Fotografen Narelle Autio und Trent Parke haben sich mit Filmemacher Matthew Bate zusammengetan und Trent und Narelles Söhne Dash und Jim, zwei der vielversprechendsten Cricket-Talente Australiens, in ihrem eigenen Hinterhof gefilmt. Dieser Hinterhof wird in einer traumgleichen Verwandlung zur epischen Sportarena, in der Hoffnungen, Träume und Ängste aufeinandertreffen.
Seit der Etablierung der Video-Technik in den 1980er Jahren hat diese Technologie einen großen Stellenwert in der Entwicklung und Trainingssteuerung des Hochleistungssports eingenommen. Schon Künstler wie Muybridge und Francis Bacon haben das Cricket-Spiel in all seiner Eigentümlichkeit, mit seiner Mischung aus Tücke, Glück und Geschick als angemessenes Sinnbild für das Leben an sich studiert. Ausgehend von einem jugendlich unschuldigen Spiel in einem ganz gewöhnlichen Hinterhof untersucht diese Arbeit Bewegung, Biomechanik und die Schönheit athletischen Strebens und liefert damit einen Kommentar zur High-Tech-Industrie ab, die sich inzwischen rund um die millionenschweren Karrieren von Ausnahmesportlern etabliert hat. Elektronische Zeitnahme, Zeitlupe, computerbasierte Messung von Kraft, Flugbahn und Beschleunigung sind unentbehrlich für die Athleten geworden und haben große Auswirkungen auf die Entwicklung des Sports. Narelle Autio und Trent Parke sind so weit gegangen, selbst sportwissenschaftliche Gerätschaften zur Trainingssteuerung ihrer Söhne zu verwenden, um zu verstehen, was es braucht, um aus einem normal sportlichen Menschen einen Elite-Sportler zu machen.
Trent Parke war selbst Cricket-Profi, bevor er das Spiel zugunsten einer Vollzeit-Karriere als einziger Australier in der renommierten Foto-Agentur Magnum aufgab. Während er fünf Jahre mit der führenden australischen Cricket-Mannschaft der 1990er Jahre unterwegs war, schoss er einige der bekanntesten Sport-Fotografien unserer Zeit.
In einer Überblendung von Wirklichkeit und Fantasie schafft dieses Werk einen einzigartigen Blick auf die Bedeutung von Sport für das Leben in den Vororten, Verlust und Unschuld, Physik und Bewegung und Sport als Wissenschaft und Religion.

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Directors: Trent Parke, Narelle Autio & Matthew Bate

Australien, 2017

Anlässlich des dritten Todestages von Alan Kurdi, dem auf der Flucht nach Griechenland ertrunkenen syrischen Jungen, hat der Autor Khaled Hosseini („Drachenläufer“) „Sea Prayer“ geschrieben. Am Vorabend der Überfahrt nach Europa verfasst ein syrischer Vater in Gedanken einen Brief an seinen Sohn, der schlafend in seinem Schoß liegt.
„Sea Prayer“ ist der erste narrative animierte Virtual Reality-Film, der mit „Google Tilt Brush“ erstellt wurde. Mit diesem Tool hat das VR-Team des Guardians in Zusammenarbeit mit der renommierten VR-Künstlerin Liz Edwards Hosseinis einfühlsamen Text illustriert.
Schauspieler Adeel Akhtar leiht seine Stimme dem Vater, der von seiner zum Kriegsgebiet mutierten Heimatstadt Homs erzählt. Zusammen mit seinem Sohn ist er gezwungen, diese Heimat zu verlassen und sich auf die gefährliche Reise über das Mittelmeer zu begeben.
Der iranisch-amerikanische zeitgenössische Komponist Sahba Aminikia hat den Soundtrack zu „Sea Prayer“ geschrieben, der vom Kronos Quartett und David Coulter an der singenden Säge eingespielt wurde.
Nach wie vor begeben sich Menschen auf diese gefährliche Reise übers Mittelmeer und verlieren ihr Leben dabei. Seit dem Tod von Alan Kurdi 2015 haben mehr als 2.500 Flüchtende und Migranten dabei ihr Leben verloren oder gelten als vermisst.
Die Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit dem UNHCR.

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Director: Liz Edwards

Großbritannien, 2017

Die Stille ist vom Aussterben bedroht. Klang-Ökologe Gordon Hempton ist der Ansicht, dass selbst in den entlegensten Winkeln unseres Planeten Lärmverschmutzung zu finden ist. „Sanctuaries of Silence“ ist eine immersive Klangreise in den Olympic National Park, einem der stillsten Orte Nordamerikas.

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Directors: Adam Loften & Emmanuel Vaughan-Lee

USA, 2017

Der Straßenkünstler RONE schafft überdimensionale Frauenportraits auf Flächen, die bald in Vergessenheit geraten sein werden, und liefert so einen Kommentar zur Gentrifizierung und der männlichen Domäne der Straßenkunst ab.
In diesem 360°-Film betreten wir eine interaktive, virtuelle Galerie von Rones Werk: Wir folgen ihm zu den verlassenen Orten, an denen er arbeitet (eine ehemalige Papiermühle, ein Abrisshaus, ein baufälliges Theater) und erfahren mehr über seine Gedanken zur Kunst und zum Leben. Außerdem besucht der Zuschauer eine Ausstellung mit Werken von Rone und sein Atelier, um aus nächster Nähe den Entstehungsprozess der überdimensionalen Wandgemälde zu verfolgen.

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Director: Lester Francois

Australien, 2018

Diese Arbeit verbindet das Neueste und das Älteste – den unermesslichen Reichtum unberührter Natur und die neuesten Errungenschaften der Technik. Von der elementaren Schönheit der Marimetsa-Sümpfe in Estland inspiriert, komponierte Scott L. Miller „Raba“. Kombiniert mit einem passend zur Dynamik der Musik wurde aus 360°-Aufnahmen der Sümpfe erstellten Film bietet sich so dem Zuschauer bzw. Hörer eine Erfahrung auf mehreren Sinnesebenen.

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Director: Scott L. Miller & Ensemble U:

Estland, 2017

„Proxima“ ist eine Raum-Zeit-Schleife, eine Suche nach der Unendlichkeit, eine Vision, ein Echo zu Charles Baudelaires Gedicht „Der Abgrund“. Wir sind gefangen zwischen den unbekannten Größen Geburt und Tod, in der Unermesslichkeit des Lebens, zwischen unseren unverhältnismäßigen Impulsen von Eros und Thanatos. Jede Sekunde birgt Illusionen. Wir glauben, den Funken greifen zu können, der alles erklären, alles lösen würde. Aber er bewegt sich konstant weiter, und wenn er schließlich doch anhalten sollte, würde er nichts von seiner Absicht oder dem, was auf der anderen Seite sein könnt, preisgeben. Dieses fliehende Licht steht für unser Gefühl totaler Frustration, da wir glaubten, das Mysterium des Lebens fast zu begreifen. Zumindest tragen wir diese Illusion in uns.
Doch ist die Welt real oder trügerisch? Was ist es, das wir sehen? „Proxima“ lässt uns durch die VR-Technik in die virtuelle Welt eintauchen. Durch unsere Handlungen steuern wir die Bilder, die ja auch nur eine animierte Konstruktion aus vielen kleinen Dreiecken sind und uns doch die Illusion einer Realität vermitteln. Ob mit VR-Brille oder durch unsere eigenen Augen – reicht unsere Sicht hinaus über den Teil der irdischen Welt, in dem wir uns bewegen?

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Director: Mathieu Pradat

Frankreich, 2017