Serafima Bresler: My Trees
Deutschland, 2024
Courtesy of the Artist

Die Videoinstallation My Trees der in Hamburg lebenden Künstlerin Serafima Bresler besteht aus einer Vielzahl von miteinander verbundenen, kreisrunden Mikrodisplays, die an Smartwatches erinnern. Diese kleinen Bildschirme werden zu Trägern von sich endlos wiederholenden Videosequenzen – Sinnbilder für die Zyklen von Zeit, Erinnerung und Beobachtung.

My Trees stellt zwei zunächst gegensätzlich erscheinende Videoarchive einander gegenüber: intime, persönliche Aufnahmen des Alltags und öffentliche Dokumentationen von Katastrophen. Durch die Vermischung dieses Filmmaterials untersucht die Künstlerin, wie Katastrophen allmählich zur Normalität werden und wie Erinnerungen – individuell wie kollektiv – sich im Laufe der Zeit verzerren.

Die Präsentationsform – Smartwatch-Screens, die sich wie Äste verzweigen und an Gucklöcher erinnern – weckt Assoziationen an Familienstammbäume und die Weitergabe von Traumata über Generationen hinweg. Zugleich verweist sie auf das stille Beobachten von Katastrophen aus sicherer Distanz, das zum alltäglichen Ritual geworden ist.


Die in Hamburg ansässige Künstlerin Serafima Bresler beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit der Erforschung von Katastrophen und deren Verflechtung mit dem Privatraum und individuellen Biografien. Sie absolvierte 2024 ihr Studium der Zeitbezogenen Medien an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) und erlangte 2020 ihren BA in Illustration von der British Higher School of Art & Design (BHSAD) in Moskau. 2024 wurde sie mit dem DAAD-Preis ausgezeichnet und erhielt 2023 das Leistungsstipendium für internationale Studierende der Hamburger Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke. Ihre Arbeiten wurden 2024 in der Kunsthalle Wilhelmshaven (DE), im De Balie, Amsterdam (NL) und im Kunstquartier Bethanien, Berlin (DE) ausgestellt. Bresler ist Mitbegründerin von Artworkshop HH, einem Projekt, das kostenfreie Kunstworkshops für Geflüchtete in Hamburg organisiert.

Carl Emil Carlsen: Intangible
Dänemark/Lettland, 2023
Courtesy of the Artist

Intangible des dänischen Künstlers Carl Emil Carlsen lädt dazu ein, zu erleben, wie es sich anfühlt, simulierte Naturphänomene zu berühren. Die multisensorische VR-Installation eröffnet einen Diskurs über die umstrittene Idee, mithilfe von Simulationstechnologien eine Verbindung zur Natur herzustellen und hinterfragt dabei unser Verhältnis zur Wirklichkeit.

In einer Zeit, in der sich die natürliche Umwelt in der Krise befindet, wächst das Angebot künstlich erschaffener Natur: Technologische Simulationen sollen unser Wohlbefinden steigern und das Verlangen nach Erfahrungen in der Natur stillen. Intangible greift dieses Paradox spielerisch auf und lädt Besucher:innen ein, mit den eigenen Händen eine Reihe algorithmisch generierter Naturerscheinungen zu erleben. Jede dieser virtuellen Annäherungen wird von einer eigens komponierten Klanglandschaft der lettischen Komponistin Anna Fišere begleitet, die das sinnliche Erlebnis intensiviert.


Der dänische Künstler und Designer Carl Emil Carlsen erschafft interaktive audiovisuelle Erlebnisse, die das Potenzial digitaler Technologien ausloten. In seinen Mixed-Reality-Welten erforscht er das eigentümliche Gefühl, das entsteht, wenn virtuelle Realitäten zu verkörperten Erfahrungen im physischen Raum werden. Dabei arbeitet er eng mit Komponist:innen und Musiker:innen zusammen, um innovative Formen des Zusammenspiels zwischen Klang und computergenerierter Animation zu entwickeln. Seine Arbeiten wurden zuletzt unter anderem beim Ars Electronica Festival, AT (2022) und in der Nikolaj Kunsthal, DK (2021) präsentiert. Für sein immersives Werk Intangible erhielt er 2024 die CPH:DOX INTER:ACTIVE Auszeichnung.

Sougwen Chung: Body Machine (Meridians)
Vereinigtes Königreich, 2024-2025
Courtesy of the Artist and Studio SCILICET

Sougwen Chung präsentiert mit Body Machine (Meridians) eine Serie biomimetischer Erkundungen. Im Entstehungsprozess dieser digitaler Arbeiten zeichnet Chung Formen in die Luft und lässt die KI diese Bewegungsmuster weiterzeichnen. Chung begreift dabei den menschlichen Körper als lebendes, generatives System und Maschinen als Erweiterungen dessen.

Der Meridian – als planetarisches Maß wie auch als Energiebahn im Körper – zieht sich als zentrales Motiv durch das Werk. Diese doppelte Bedeutung lädt dazu ein, Körper in Bewegung, maschinelle Formen und die Biome der Erde als miteinander verwobene Systeme zu betrachten. Inspiriert von Gilbert Simondon, der die Meinung vertrat die Rolle des Menschen sei die des Interpreten und Dirigenten der Maschinen, erweitert Body Machine (Meridians) die Grenzen unseres Maschinenbilds. Chung fordert mit ihren Arbeiten aktuelle KI-Systeme heraus und schlägt eine symbiotischere Beziehung zwischen Mensch und Maschine vor.


Sougwen 愫君 Chung erforscht das Zusammenspiel von Mensch und Künstlicher Intelligenz und ist bekannt dafür eigene KI-Modelle zu entwickeln. Chungs performative Arbeiten befassen sich mit von Hand erzeugten Spuren, die durch maschinell erzeugte Spuren erweitert werden. MEMORY (2017) gilt als das erste von einer öffentlichen Kunstsammlung erworbene KI-Modell und ist Teil der ständigen Sammlung des V&A Museums in London. Zuletzt wurde Chung als Cultural Leader beim Weltwirtschaftsforum ausgezeichnet, erhielt den TIME100 Impact Award und zählt laut dem TIME Magazine zu den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten im Bereich KI. Chungs Arbeiten wurden unter anderem im Espoo Museum of Modern Art, FI (2022), dem Münchner Haus der Kunst, DE (2020), dem ArtScience Museum Singapur, SG (2018) und dem New Museum in New York, US (2016) ausgestellt.

William Darrell: The Machinery of Enchantment II
Vereinigtes Königreich, 2025
Courtesy of the Artist

Der britische Künstler William Darrell schafft mit seinen kinetischen, 3D-gedruckten Skulpturen mechanische Nachbildungen floraler Gebilde und greift die angeborene Faszination des Menschen für Blumen auf. Durch die hypnotische Qualität der rotierenden Blätter und Staubgefäße imitiert Darrell die Wirkung organischer Bewegungen und Formen auf den Menschen und wirft dabei die Frage auf, welchen Einfluss diese Neuschöpfungen auf das mentale Wohlbefinden haben. Seine dynamischen Skulpturen schlagen eine Brücke zwischen künstlicher und natürlicher Welt und veranschaulichen, dass technologischer Fortschritt oftmals von Evolutionsstrategien der Pflanzen- und Tierwelt inspiriert ist.


Der in London lebende Künstler William Darrell arbeitet mit 3D-Druckverfahren, um kinetische Skulpturen zu schaffen, die von Organismen inspiriert sind. Im Rahmen des The Art Block Projektes des Yorkshire Sculpture Parks realisierte Darrell 2021 eine raumgreifende Installation, die über ein Jahr im Selfridges in London zu sehen war. Im darauffolgenden Jahr arbeitete er mit Louis Vuitton an einer Serie von Unterwasserwesen, die weltweit in LV-Stores präsentiert wurde. Zuletzt nahm Darrell an der Saatchi Gallery-Ausstellung FLOWERS – FLORA IN CONTEMPORARY ART & CULTURE und an einer dreimonatigen Künstlerresidenz auf der Insel Gapado in Südkorea teil.

Guy Maddin, Magnus Fiennes, Headraft Studio: Haunted Hotel
Vereinigtes Königreich, 2022
Konzipiert und produziert vom BFI London Film Festival

In Haunted Hotel, Guy Maddins erster Augmented Reality Arbeit, erforscht der kanadische Avantgarde-Filmemacher und Künstler die verborgenen Abgründe der menschlichen Natur. Ausgangspunkt sind Maddins persönliche Archive aus Zeitungsausschnitten, aus denen surreale Papierwelten entstehen, die das Publikum dazu einladen, durch virtuelle Gucklöcher in Räume gefüllt mit Sehnsucht, Verführung und Verrat zu blicken.

Maddin nähert sich Augmented Reality aus einer filmischen Perspektive, inspiriert vom Stummfilm, und erschafft acht dreidimensionale Collagen einer vielschichtigen Welt, die die Betrachtenden immer tiefer eintauchen lassen. In jeder Szenen, für die der renommierte Komponist Magnus Fiennes eigens bewegende Klangwelten geschaffen hat, finden Begegnungen mit vertrauten Figuren der Popkultur, den 1960er-Jahren entsprungenen, ekstatischen Nudisten oder verängstigten Film-Noir-Schauspieler:innen statt.


Guy Maddin ist ein renommierter kanadischer Drehbuchautor, Regisseur, Autor, Kameramann, und Installationskünstler, der international für Filme wie My Winnipeg (2007) mit Darcy Fehr, The Saddest Music in the World (2003) mit Isabella Rossellini oder Rumours (2024) mit Cate Blanchett bekannt ist. Seine Videoinstallationen sind stark von der Ästhetik von Stummfilmen geprägt. Maddin gewann 2002 einen Emmy für Dracula: Pages from a Virgin’s Diary und wurde 2012 in den Order of Canada, die höchste zivile Auszeichnung Kanadas, aufgenommen.

Gabriel Massan: How Do We Get There?
Deutschland/Brasilien, 2024
Dauer: 13 min
Sprache: Englisch
Courtesy of the Artist

Gabriel Massan stellt mit der Videoinstallation How Do We Get There? eine offene Frage: Wie organisiert man eine Reise zu einem gewünschten Ort, wenn man finanziell oder kulturell bedingt benachteiligt oder physisch eingeschränkt ist? Das Werk ist Teil der Animationsreihe HOW, in der Massan ein digitales Universum erschafft, das die brasilianische Praxis des “Train Hoppings” – dem Reisen auf den Dächern von Güterzügen – thematisiert.

Erstmals nutzt Massan für diese Arbeit Motion-Capture-Technologie. Gedreht wurde der Animationsfilm in der Game-Engine Unreal Engine. Drei Figuren bewegen sich durch eine trostlose Umgebung und suchen nach einem Ausweg aus ihrer restriktiven sozialen Realität. Der Ausgangspunkt einer Reise – geografisch, finanziell, körperlich oder psychologisch – bestimmt oftmals das mögliche Ziel und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, es ohne Hilfe zu erreichen. How Do We Get There? ist eine andauernde Reise voller unerwarteter Herausforderungen, tröstlicher Begegnungen und lebensverändernder Entscheidungen.


Gabriel Massan lebt und arbeitet in Berlin und verbindet Methoden des Storytelling und des Worldbuildings, um digitale Welten zu erschaffen, die Situationen der Ungleichheit im lateinamerikanischen Kontext verhandeln. Massans Praxis der „fiktionalen Archäologie“ umfasst Video, Games, Skulpturen und interaktive Installationen. Die in Computerspiel-Engines entstehenden Videoarbeiten hinterfragen verzerrte Vorstellungen vom Globalen Süden und schaffen Möglichkeitsräume für „subversive Andersartigkeit“. Massans Installationen wurden unter anderem im BOZAR in Brüssel, BE (2025), im MAM Museu de Arte Moderna de São Paulo, BR (2024), im Centre Pompidou-Metz, FR (2023) und in der Serpentine, London, UK (2023) gezeigt.

Olivia Mc Gilchrist: Virtual ISLANDs
Kanada, 2022
Dauer: 7 min
Courtesy of the Artist
Gefördert durch die Vertretung der Regierung von Québec in Deutschland

Virtual ISLANDs erkundet das Spannungsfeld zwischen virtuellem Eintauchen und physischem Untertauchen und lässt die Betrachtenden eine eindrucksvolle audiovisuelle Erfahrungen von Ebbe und Flut erleben. Inspiriert von der karibisch-europäischen Herkunft der Künstlerin, reflektiert das Werk die insulare Geografie der Karibik und deren tiefgreifenden Einfluss auf die hybride karibische Identität.

Die Virtual-Reality-Erfahrung lässt Besucher:innen in eine Unterwasserwelt eintauchen, in der sie den Bewegungen der kanadischen Luftakrobatin Keely Whitelaw folgen, deren Gestalt sich in Partikeleffekten abzeichnet. Zur Erstellung der volumetrischen Videoaufnahme performte Whitelaw ihre Luftakrobatik auf einer am Boden verankerten Struktur während sie eine VR-Brille trug; ihre gestischen Reaktionen auf Mc Gilchrists Unterwasserwelt wurden dabei von einem Zehn-Sensoren-Tiefenkamerasystem erfasst. Eine eigens für diese Arbeit entstandene Komposition des britischen Musikers Jack Hyde lässt die Unterwasserlandschaft klanglich aufleben.


Olivia Mc Gilchrist ist eine weiße französisch-jamaikanische Künstlerin und Forscherin, die in Kanada lebt und deren künstlerische Praxis Video, Installation und Virtual Reality umfasst. In ihren digitalen Arbeiten beschäftigt sie sich mit Fragen zu Identität, feministischer Performance und Kolonialgeschichte und erforscht das Verhältnis zwischen dem immersiven Erleben in VR und vergleichbaren physischen Erfahrungen wie dem Eintauchen in Wasser. Ihre Werke wurden unter anderem auf dem MUTEK Festival in Montréal, CA (2021), dem Ars Electronica Festival, AU (2018) und der Screen City Biennial, Stavanger, NO (2017) ausgestellt.

Almagul Menlibayeva: The Map of Nomadizing Reimagining #3
Kasachstan/Deutschland, 2025
Dauer: 4 min
Sprache: Englisch
Courtesy of the Artist

Posthuman Matter: The Map of Nomadizing Reimaginings #3 der aus Kasachstan stammenden Künstlerin Almagul Menlibayeva setzt sich aus neun Videos und einer postdigitalen Textilarbeit zusammen und verbindet feministische Handwerkstraditionen Zentralasiens mit KI-Zukunftsvisionen.

Der großformatige, in Kasachstan handgewebte Wandteppich ist Teil einer Serie von „Cybertextilien“, die Handarbeit und algorithmische Leistungen zusammenführen und dabei die Tradition verborgener Botschaften in Wandteppichen fortschreiben. Das KI-generierte Bild fungiert als Karte, die zentrale Orte aus Menlibayevas künstlerischer Praxis lokalisiert – von Salzseen über abgelegene Dörfer in der Steppe bis zu ehemaligen sowjetischen Atomtestgeländen. Neun KI-generierte Videos, die sich wie ein Fluss über den Boden ziehen, mit dem Wandteppich als Quelle, speisen sich aus dem filmischen Archiv der Künstlerin und sind jeweils mit einem Ort auf der Karte verbunden.

Diese dokumentarischen Aufnahmen, persönliche Erinnerungen, nomadische Mythen und Fragmente aussterbender Sprachen verweben sich zu traumähnlichen Landschaften, die verlorene Welten durch technologische Mittel heraufbeschwören. Menlibayevas immersive Installation thematisiert geopolitische Brüche und ökologische Krisen nach dem Zerfall der Sowjetunion und eröffnet zugleich ein radikales Archiv von Überleben, Transformation und Neuerfindung.


Almagul Menlibayeva ist eine in Almaty und Berlin lebende Künstlerin, deren künstlerische Praxis filmische, fotografische, performative, installative und textile Arbeiten umfasst und sich mit gesellschaftspolitischen Veränderungen in Zentralasien, der Umweltzerstörung und der sozialistischen Moderne auseinandersetzt. Dabei erforscht sie Identitäts- und Staatenbildung aus feministischer sowie postkolonialer Perspektive und schafft mit KI-Technologien lebendige Archive als Formen des Widerstands. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im HKW, Berlin, DE (2023–2024), im LACMA, Los Angeles, US (2023), auf der Sharjah Biennale 15, UAE (2023) und im Grand Palais, Paris (2016–2017) gezeigt. Eine umfassende Retrospektive ihres Werks eröffnet 2025 das AMA Almaty Museum of Arts in Kasachstan.

Random International: Human Algorithm / Imagine All Of Us (Polyptych)
und Human Algorithm, performance film, Jeddah, 2024
Vereinigtes Königreich, 2024
Courtesy of the Artist
Die Künstler danken der ATHR Gallery in Dschidda und Riad für die Unterstützung bei der Entwicklung und Produktion dieses Werks.

In ihrer Werkreihe Human Algorithm kehrt die Künstlergruppe Random International das Verhältnis von Mensch und Maschine um und macht aus Menschen Code. Ausgangspunkt dieses vielschichtigen Projekts war eine Performance in Dschidda, Saudi-Arabien, bei der eine Gruppe lokaler Teilnehmer:innen in Schwarmformationen algorithmische Bewegungsmuster nachahmte. Das ebenfalls in der Ausstellung präsentierte Filmmaterial dieser Choreografie wurde anschließend in ein eigens entwickeltes bild-generierendes KI-Modell eingespeist, das von den Künstler:innen darauf trainiert wurde, Menschenansammlungen zu simulieren.

Imagine All Of Us (Polyptychon) ist Teil der Human Algorithm-Serie von Random International und besteht aus einer Reihe von Drucken, die auf den ersten Blick wie Fotografien einer Menschenmenge wirken. Bei näherer Betrachtung verschwimmen jedoch die menschlichen Formen zu Verzerrungen. Je genauer man hinschaut, desto weniger erkennt man. Für diese Drucke wählten die Künstler:innen vier Standbilder aus ihrer Simulation des menschlichen Algorithmus aus, die zeigen, wie künstliche Intelligenz sich Menschen vorstellt, die einem Algorithmus folgen. Imagine All Of Us (Polyptychon) spielt mit dem menschlichen Impuls, sich selbst in anderen Formen wiederzuerkennen.


Random International ist eine Künstlergruppe, die 2005 von Hannes Koch und Florian Ortkrass gegründet wurde und sich mit den Auswirkungen technologischer Entwicklungen auf die menschliche Existenz beschäftigt. Mit ihren interaktiven Installationen, wie Rain Room, international bekannt geworden, arbeitet das Kollektiv mit einer Vielzahl von Medien wie Skulptur, Video, Druck, Kinetik, Licht und Klang. Die Werke der Gruppe entstehen im Zusammenspiel von Betrachter:in und Kunstwerk, Mensch und Maschine und wurden weltweit ausgestellt, unter anderem im Nxt Museum in Amsterdam, NL (2023), bei der Sharjah Art Foundation, UAE (2018) und im MoMA in New York, US (2013).

Yaloo: Shininho
Korea, 2024
Dauer: 10 min
Sprache: Englisch
Courtesy of the Artist

Die holografische Installation Shininho der südkoreanischen Künstlerin Yaloo entwirft ein Meeresabenteuer rund um die 86-jährige K-Pop-Ikone und Piratin Shin In-ho. Inspiriert von Zheng Yi Sao (1775–1844), der erfolgreichsten Piratin der Geschichte, steuert die Protagonistin ein Piratenschiff entlang der historischen Handelsrouten zwischen Korea und den USA, wo Yaloo aktuell lebt. Piraterie – getrieben von der Suche nach Profit durch Erkundung – wird hier zeitgenössisch interpretiert: Das K-Pop-Idol wird zur modernen Figur des gewinnorientierten und machthungrigen Piraten. Statt Geld stiehlt Shin In-ho mit ihrer Crew Erinnerungen für ein Datenzentrum.

Das Flackern der holografischen Projektion erinnert an das anziehende Leuchten von Werbedisplays, aber auch an die geisterhafte Präsenz einer verstorbenen oder vielleicht nie vollends realen Person. Shin In-hos Erscheinung basiert auf Motion-Capture-Scans der Großmutter der Künstlerin und wurde durch MetaHuman-3D-Technologien animiert. Dieser Akt der digitalen Archivierung erweitert die Erzählung und thematisiert die Übertragung eines Familienmitglieds in Datensätze. In ihren dynamischen digitalen Collagen reflektiert Yaloo über das Entstehen von Vermächtnis, Identität und Geschichte, indem sie persönliche Erinnerung, historische Fakten und Science-Fiction miteinander verbindet. Shininho lädt zur Reflexion ein, ob Daten im digitalen Zeitalter zum begehrtesten Objekt des Kapitalismus geworden sind.


Yaloo ist eine in Los Angeles lebende südkoreanische Künstlerin, die in den Bereichen digitale Medien, Bewegtbild und Installation arbeitet. In ihrer künstlerischen Praxis setzt sie sich durch ihre asiatische Herkunft inspiriert mit zeitgenössischer Konsumkultur, Folklore und Symbolik auseinander. Sie arbeitet mit neuen Technologien und Methoden des Worldbuildings und entwickelt vielschichtige Erzählungen, die unerwartete Verbindungen in der kapitalistischen Gesellschaft sichtbar machen und dazu einladen, unsere Wahrnehmung der Alltagswelt zu reflektieren. Yaloo studierte Video Art am Art Institute of Chicago und lehrt am Department of Experimental Animation der School of Film/Video am California Institute of the Arts. Sie wurde mit dem Lyn Blumenthal Memorial Scholarship der Video Data Bank, dem Gold Prize in Visual Arts der AHL Foundation in New York sowie dem Gyeonggi MoMA & IBK Young Artists Award ausgezeichnet. Zu ihren jüngsten Ausstellungen zählen Präsentationen in der Photographers Gallery, London, UK (2024–2025), im SongEun Art Center, Seoul, KR (2024), im Gyeonggi Museum of Modern Art, KR (2024) und bei FACT Liverpool, UK (2022).