Mit VRHAM! FORWARD macht sich das VRHAM! Virtual Reality & Arts Festival zusammen mit dem Institut für theatrale Zukunftsforschung (ITZ) am Zimmertheater Tübingen europaweit auf die Suche Künstler*innen, die Lust haben, mit Virtual und Augmented Reality im Bereich der darstellenden Künste zu experimentieren. Ein Gespräch mit dem Intendanten und künstlerischen Leiter am ITZ, Peer Mia Ripberger:

VRHAM!: An wen richtet sich der Open Call, wer kann sich noch bis zum 31. März bewerben?

PEER MIA RIPBERGER: Für den gemeinsamen Open Call freuen wir uns über Bewerbungen von künstlerischen Produktionsteams im Bereich der immersiven Kunst. Dies können sowohl konzipierte Projektvorhaben als auch künstlerische Arbeiten im Anfangsstadium sein, die hier bei uns am ITZ in Tübingen in einer konzentrierten Arbeitsumgebung fortgeführt werden können. Dazu stellen wir eine unserer Bühnen und für Pausen und die Abende die schönste Terrasse am Neckar.

V!: Die Nutzung von digitalen Medien inklusive VR  ist ein Schwerpunkt eurer theatralen Arbeit. Welches Potential seht ihr darin für den künstlerischen Prozess und den gesellschaftspolitischen Austausch? Was bedeutet das konkret für die ausgeschriebenen Residencies?

PMR: Unsere Fokussierung auf Stückentwicklungen zu gesellschaftspolitischen Themen erlaubt es uns, zeitgenössische Theateransätze und innovative Medienkunst zusammen zu denken. Dabei beschäftigen uns Digitalisierung und Automatisierung sowohl inhaltlich als auch formell als Inszenierungsmittel. Mit VREEDOM haben wir zum Beispiel im September 2020 eine VR-Inszenierung herausgebracht, die das gemeinsame Erleben von VR für mehrere Personen in den Vordergrund gestellt hat. Dabei spielt für uns auch immer die Reflexion über die verwendeten Medien eine Rolle – wie hier die VR. Gemeinsam mit dem VRHAM!-Team und den Residents wollen wir die Brücke von Tübingen nach Hamburg schlagen und in einen intensiven Austausch mit den Produktionen treten, um diese Reflexion weiter zu treiben.

V!: Das letzte Jahr hat die Digitalisierung in vielen kulturellen Einrichtungen (zwangsläufig) beschleunigt. Sehr ihr euch mit eurer Expertise und euren Erfahrungen jetzt noch stärker als Impulsgeber*innen und Vernetzer*innen?

PMR: Wir versuchen natürlich, das volle Potential der digitalen Technologien im Bereich der darstellenden Künste zu nutzen und ihr Potential nach außen in die Stadt und die deutschsprachige Theaterlandschaft zu tragen. Das ist hier besonders spannend, da Tübingen mit dem ‚Cyber Valley‘ zu den besten und innovatisten KI-Forschungsstandorten weltweit zählt. Face-Capturing als Inszenierungsmittel, Social VR und innovative Progressive Web-Apps, die als GPS-basierte Smartphone-Anwendungen Audiowalks ohne Publikumskontakt ermöglichen – wir haben uns in ganz verschiedenen Bereichen mit der Digitalisierung beschäftigt. Unser diskursiver und zeitgenössischer Ansatz, das junge Team und der Ideen- und Innovationsreichtum am ITZ ermöglicht es uns als Theater nicht nur ästhetisch sondern auch strukturell neue Wege zu gehen. Dabei konfrontieren wir diese digitalen Technologien aber immer mit analogen Settings, um theatrale Erfahrungen zu ermöglichen – und halten das auch für den zukunftsweisenden Weg. Von ausschließlich digitalen Produktionen haben wir bis dato abgesehen.