INVR.SPACE ist ein Virtual Reality Full Service Studio mit Sitz in Berlin. Die Zusammenarbeit zwischen VRHAM! und INVR.SPACE bringt jedes Jahr kreative und innovative Ideen hervor. Um das VR-Erlebnis bestmöglich zu gestalten, werden immer wieder Grenzen verschoben und neue Techniken ausprobiert. Wir haben mit Sönke Kirchhof, CEO von INVR.SPACE, gesprochen, was die neuesten Entwicklungen sind, was die Zusammenarbeit so spannend macht und worauf er sich bei „ULTRAMARIN – An Immersive Exhibition“ am meisten freut.

VRHAM!: INVR.SPACE klingt spannend – Was genau macht ihr eigentlich?

SÖNKE KIRCHHOF: Grundsätzlich sind wir ein Content Studio, welches unterschiedliche Formate und Genres im Bereich XR umsetzt. Das bedeutet interaktiven Content mit 6DOF und Experiences, wie Spiele oder eine Social VR Plattform, insbesondere für Festivals und Konferenzen, aber auch 360° Video, dann meistens in stereoskopischem 3D und ebenfalls interaktiven Elementen.
Außerdem verleihen wir Equipment, von VR Brillen über Computer und 360° Kameras – alles was es für VR und 360° Vier so braucht in der Produktion und Distribution. In der Distribution sind wir ebenfalls sehr aktiv und lizensieren Content an Plattformen oder unterstützen Festivals mit Equipment und Personal, so wie z.B. VRHAM!
Last but not least betreiben wir sehr viel Forschung und Entwicklung, z.B. im Bereich Volumetric Capture und Lightfield Kameras sowie IoT/Smarthome Environments. Also überall da, wo wir dringend selber weitere Entwicklungen im Alltag und in der Contentproduktion benötigen.

INVR.SPACE und VRHAM! arbeiten schon lange zusammen – Was zeichnet diese Zusammenarbeit aus? Warum funktioniert das so gut?

Da gibt es viele Aspekte, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Zum einen ist VRHAM! bekannt für die außergewöhnlichen künstlerischen Arbeiten, die Ulrich Schrauth jedes Jahr kuratiert – und die kreative Umsetzung der Veranstaltung inklusive der Installationen am Veranstaltungsort. Natürlich habe ich persönlich als Norddeutscher, der lange in Hamburg gelebt hat, auch eine starke Verbindung zu dieser Stadt – und wir haben es entsprechend sehr wertgeschätzt, dass hier vor einigen Jahren bereits eine so hochwertige Veranstaltung etabliert wurde, welche durchaus eine gewisse Strahlkraft weit über die Hansestadt und über Deutschland hinaus hat.
Grundsätzlich können wir rückblickend sagen, dass die Partnerschaft immer sehr gut funktioniert hat, was an der Arbeit auf Augenhöhe und als Partner liegt – wir also keine reinen Dienstleister sind, die ein ursprünglich erstelltes Angebot abarbeiten, sondern sich an die Anforderungen der künstlerischen Experiences anpassen und gemeinsam ein bestmögliches Ergebnis und Erlebnis für die Besucher schaffen wollen. Das funktioniert nur, weil auch seitens VRHAM! immer eine gewisse Flexibilität gegeben war – und die Kommunikation immer pragmatisch mit Blick auf eine reibungslose Umsetzung für alle Werke geführt wurde. Das kann ich für alle vergangenen Jahre sowie auch dieses Jahr wieder so sagen.

Wir sehen uns bei „ULTRAMARIN – An immersive Exhibition“ – Worauf freut ihr euch am meisten?

Das kommt sicher immer sehr auf das Erlebnis selbst an, also ob es eher fiktional oder dokumentarisch ist und wie viel „Gamification“ drinsteckt. Auf jeden Fall muss eine Experience unterhaltsam sein und einen schnell die Technik vergessen lassen. Am Ende ist es ja für viele noch ungewohnt sich so eine Brille aufzusetzen und zwei Controller in der Hand zu haben und damit ggf. die Experience und das Storytelling zu beeinflussen.
Wenn die Technik schnell vergessen ist und die Geschichte sowie audio-visuelle Umsetzung im Vordergrund steht, dann funktioniert die Immersion am besten und es dürfte keinem Besucher/keiner Besucherin zu anstrengend sein, auch Inhalte zu genießen, die länger als 10 oder 15 Minuten dauern.

Ihr räumt einen Award nach dem anderen ab – Was ist das Besondere bei INVR.SPACE?

Ist das so? 😉 Wenn es so ist, dann vermutlich, weil wir großen Wert auf die Inhalte legen und auf eine technisch einwandfreie Umsetzung. Es ist immer eine „Mischkalkulation“ aus packenden Inhalten, visuell ansprechender Umsetzung und einer kleinen Prise Innovation auf technischem Level, welches aber nicht allzu spürbar sein sollte. Aber manchmal gewinnen wir auch Awards für eben diesen Punkt, den Einsatz von neuen Technologien und das Verschieben von Grenzen im Storytelling, welches dieses doch recht neue Medium mehr oder weniger voll auslotet.
Ein weiterer, wichtiger Punkt ist aber sicherlich auch, dass wir fast immer kooperieren oder koproduzieren. Das macht wesentlich mehr Spaß, auch wenn es manchmal auch aufwendiger ist mit Blick auf Kommunikation und Arbeitsteilung. Aber nur so kann man sich gegenseitig Impulse geben und Erfahrungen austauschen.
Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden und vor allem nicht von uns alleine – wodurch auch wieder erhebliche Ressourcen verloren gingen. Grundsätzlich sollte weltweit mehr miteinander als gegeneinander gemacht werden, nur so können Synergien geschaffen werden und das führt anscheinend immer mal wieder zum Gewinn eines Awards.

Wo können wir euch noch treffen? In welche Projekte seid ihr derzeit noch involviert?

Wir haben Büros in Berlin, Hamburg und München – da kann man uns also grundsätzlich mehr oder wenige immer treffen. Jetzt, wo die Festivalsaison wieder losgeht und nicht nur online, sondern auch vor Ort, werde ich vermutlich auch wieder mehr reisen und bei den einschlägig bekannten Veranstaltungen wie New Images in Paris oder Sunny Side of the Docs in La Rochelle im Juni sein. Später dann vermutlich in Venedig – und so weiter.
Ansonsten haben wir immer ein Dutzend Projekte in unterschiedlichen Produktionsphasen. Gerade haben wir nach der Förderung seitens des FFF in Bayern eine zweite Entwicklungsphase vom Medienboard Berlin-Brandenburg und dem Canada Media Fund für eine interaktive Experience über den Flug der Dornier X gefördert bekommen und steigen gerade in die Umsetzung ein. Dann planen wir eine Fortsetzung unseres Projekts „African Space Makers“ namens „Traveling with Trotsky“, das pitchen wir z.B. in La Rochelle. Und wir gehen demnächst in die nächste Phase unserer Medienboard geförderten Experience nach Sergej Prokofjews „Peter und der Wolf“ und finalisieren noch den Prototypen eines „klassischen“ Tanzspiels in VR, gefördert durch die Computerspieleförderung des Bundes. Das sind alles Koproduktionen – und ich könnte noch einige andere aufzählen, z.B. aus dem Bereich der Forschung. Ich bin mir also sicher, dass uns auch 2022 nicht langweilig wird.