Branko Janack, Deutschland, 2017

Was passiert, wenn Virtuelle Realität auf Theater trifft? Wir haben uns vorgenommen einen klassischen Theatertext – „Der Geisterseher“ von Friedrich Schiller – in die virtuelle Welt
zu bringen.

Eine Theaterminiatur für je einen Zuschauer.

In einer 20-minütigen virtuellen Inszenierung wird Schiller erlebbar: Ein deutscher Prinz gerät in Venedig unter den Einfluss von Geisterbeschwörern, Agenten und Geheimgesellschaften und schließlich in eine völlig unübersichtliche politische Intrige. Woher weiß der Geist des verstorbenen Freundes all diese intimen Details? Und wer ist die
geheimnisvolle, schöne Griechin?

Der Besucher der Installation taucht in die Stadt der Masken ein und begibt sich so in das Reich des undurchsichtigen Armeniers, bei dem scheinbar alle Fäden zusammenlaufen.

Die Robert Bosch Stiftung hat die Durchführung des Projekts „Der Geisterseher“ ermöglicht.

Mika Johnson, USA/Tschechien, 2017

Die Welt als Gregor Samsa erleben: In der interaktiven Rauminstallation „VRwandlung“ erfahren die Besucher*innen, wie es sich anfühlt, in Kafkas surreale Bildwelt einzutauchen.

Die Robert Bosch Stiftung hat die Durchführung des Projekts „VRwandlung“ im Rahmen von VRHAM! 2018 ermöglicht.

JOSEPH NUGENT, USA, 2018

„Joycestick“ ist ein Projekt am Boston College, geleitet von Professor Joseph Nugent. Es stellt eine Kombination aus einem immersiven Virtual Reality 3D-Game und einem der wichtigsten (und schwierigsten) Romane des 20. Jahrhunderts dar. Der Zuschauer findet sich in Szenen aus James Joyce‘ „Ulysses“ wieder und bewegt sich in ihnen. Ganz dem Untertitel „The Story of Ulysses in 100 Objects“ getreu kann der Spieler durch Berührung von Objekten Töne, Dialoge und andere Interaktionen mit den Charakteren initiieren.

Die Anzahl an kuratierten Ausstellungen zu Virtual Reality-Kunst wächst, der Einsatz von immersiven Medien in Kunstwerken findet immer neue Anwendungsformen. Aber ist das Erschaffen von medialen Bild- und Soundwelten in VR wirklich eine neue und eigenständige Kunstform? Oder bloßes technisches Medium, das eine neue Sichtweise auf Kunst ermöglicht?

Evelyn Hriberšek

kombiniert Musiktheater, Bildende Kunst, Film, Games und neue Technologien. Für ihre grenzüberschreitende Werke an der Schnittstelle von Realität und Virtualität wurde die VR-/AR-Pionierin und Regisseurin bereits mehrfach ausgezeichnet. Ihre Inszenierungen zielen auf ein radikales, immersives und individuelles Erleben und brechen erfolgreich gängige Genre, Publikums- und Altersstrukturen auf. Mit ihrem Background der Theaterregie und Szenografie experimentierte Hribersek bereits sehr früh mit neuen Technologien, um hybride  Kunstformen an den Schnittstellen zu erschaffen. Noch als Studentin wurde Sie als beste junge Bühnen- und Kostümbildnerin Deutschlands ausgezeichnet, gefolgt von einer Einzelausstellung an den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim sowie verschiedenen Stipendien, Förderungen und Residencies, u.a. durch das ZKM Karlsruhe, der Ruhrtriennale, der Schillertage Mannheim, des Goethe Instituts und der Akademie Musiktheater Heute der Deutschen Bank Stiftung. Ihre visionäre Kunst- und Spielform O.R.PHEUS – ein Mix aus Kunstinstallation, Musiktheater und Real-Life Game, dass mit Augmented Reality Technologien agierte – erregte internationales Aufsehen, wurde für zahlreiche Preise nominiert (u.a. Deutscher Computerspielpreis, „Bestes Serious Game“) und von der Deutschen Bundesregierung ausgezeichnet. Das aktuelle Nachfolgeprojekt EURYDIKE -eine Mixed Reality Experience und Grenzerfahrung der ganz besondern Art, die AR, VR und 3D in einem retrofuturistischen Universum auf eine neue Art und Weise zusammenführt- wurde jüngst als
„Beste Inszenierung 2018″ für den Deutschen Computerspielpreis nominiert. Im Auftrag der Universität Bayreuth kreierte die Medienkünstlerin das Fach “Neue Wirklichkeiten –
Inszenierungsformen für ein digitales Zeitalter‘, das sie in einem interdisziplinären Think Thank lehrte. Infolge wurde die Zukunftsforscherin zum Programmchair Europe des “Internationalen Symposiums für Augmented und Mixed Reality“ berufen. Hriberšek spricht, schreibt und lehrt zu künstlerischphilosophischen sowie ethisch-gesellschaftlichen Chancen und Herausforderungen virtuellanaloger Zukunftsszenarien. Als Architect of Tomorrow engagiert sie sich für einen ethischen Code, Transparenz und Aufklärung im Umgang mit neuen Medien und Technologien.

 

Copyright Foto: Evelyn Hribersek

Immersion ist kein neuer Begriff. In unterschiedlichen künstlerischen Kontexten ist das Eintauchen des Rezipienten in künstlerische Bildwelten, das Ausblenden des Außen, das Ziel. Doch findet Immersion im virtuellen Raum eine neue Begriffsdefinition. Das Betreten des virtuellen Raums, das Verschieben oder sogar gänzliche Aufheben von Grenzen ermöglicht das aktive oder passive Eintauchen in das Kunstwerk. Wie sehr löst sich dabei die kritische Distanz des Betrachtenden auf? Wie aktiv ist der Prozess der Immersion in der virtuellen Realität?

Der künstlerische Schaffensprozess in Virtueller Realität bringt spezielle Anforderungen mit sich. Es bedarf anderer Voraussetzungen für Künstler*innen, um in VR zu kreieren. Die deutsche VR-Kunst allerdings ist im internationalen Vergleich mit Ländern wie beispielsweise Kanada oder den USA weniger stark ausgeprägt. Welche technischen Voraussetzungen braucht es, wie sieht die Förderlandschaft aus und wie verortet man letztendlich den Wert eines virtuellen Kunstwerks? Kann sich VR als neue Kunstform in Deutschland etablieren? Wir suchen Antworten auf die Fragen.

Speaker

Vladimir Ilic (VRHUMAN)

Pau Waelder (Kunstkritiker, Kurator & Dozent)

Moderation

Ulrich Schrauth (Künstlerischer Leiter VRHAM! Festival)

Die Virtualisierung der Bildschirme schreitet voran und damit auch die Möglichkeiten immersive Medien zu produzieren und zu publizieren. Damit werden nicht nur hundert Jahre alte Träume von Filmemachern wahr. Ist diese Entwicklung auch die Dämmerung einer neuen Medienrealität?

Kay Meseberg

wuchs in Ostdeutschland auf und studierte Politikwissenschaften an der Universität Potsdam. Seit Ende der 1990er Jahre arbeitete er an vielen preisgekrönten digitalen Produktionen und als Fernsehjournalist für kulturelle Formate und das investigative Magazin Frontal21. Seit 2013 ist er für den europäischen Kulturkanal ARTE tätig. Seit seiner Beteiligung an der weltersten VR-Dokumentation Polar Sea 360° 2014 beschäftigt er sich intensiv mit immersiven Medien. Als Leiter der Mission Innovation bei ARTE setzt er sich intensiv mit up and coming-Technologien im audiovisuellen Bereich auseinander. Kay Meseberg ist Visiting Lecturer an der Universität Yale und Ambassador of Innovation am IMZ, dem Internationalen Musik und Medien Zentrum in Wien, gegründet unter Ägide der UNESCO 1961.

VRHAM! 2018 zeigt im Hauptprogramm 16 der außergewöhnlichsten VR-Experiences internationaler Künstler*innen. Die künstlerische Arbeit in der Virtuellen Realität stellt Kunstschaffende vor besondere Herausforderungen und Chancen. Jury-Mitglied Tina Sauerländer spricht mit Künstler*innen von VRHAM! 2018 über ihre Arbeiten.

Speaker

Nikita Shalenny („The Bridge“)

Tamiko Thiel („Land of Cloud – The Cloud deities speak“)

Fusun Uzun („Very frustrating mexican removal“)

Moderation

Tina Sauerländer (peer to space)

VRHAM! ist das erste künstlerische Virtual Reality Festival Deutschlands: keine Ausstellung, kein Museum, kein Technologiepark, keine Messe. VRHAM! ist ein großes Experiment. Wir geben Virtual Reality-Art ein neues Zuhause. Angst vor der neuen Technik? Wir fangen bei der Basis an und stellen die Virtuelle Realität genauer vor. Die Geschichte von VR geht weiter zurück, als meist angenommen. Aber was ist Virtual Reality genau, was bedeutet sie nicht und wie kann man in der virtuellen Realität eigentlich Kunst machen?

Peggy Schoenegge

erlangte ihren Bachelorabschluss in Kunst- und Bildgeschichte mit dem Nebenfach Sozialwissenschaften an der HU Berlin und ihren Masterabschluss an der TU Berlin. Ihre Masterarbeit befasst sich mit den Schnittstellen zwischen Realität und Virtualität in Banz & Bowinkels VR-Arbeit Mercury. Schoenegge hat einen Fokus auf Kunst seit den 1950er Jahren und im Speziellen auf Performance und Medienkunst unter Berücksichtigung von Gender. Seit 2016 ist sie Teil des Teams von peer to space. Sie co-kuratierte die Ausstellung Urbanfuse (janinebeangallery, 2013), und peer to spaces-Ausstellungen Uncanny Conditions (München, 2017), Pendoran Vinci (Düsseldorf, 2018) und die Online-Ausstellung Cat Heroicus Sublimis (2016).

Das Buch in der Hand, die Worte im Mund und die Phantasie im Kopf taucht der Leser seit jeher in fremde Welt ein. Buchstabe um Buchstabe formt die fiktive Geschichte einen Kosmos, in dem der Leser versinken und das Außen ausschalten kann. Was also kann die virtuelle Realität dazu beitragen, literarische Welten zu erweitern? Können Inhalte erlebbarer und so zugänglicher gemacht werden? Wir sind zu Gast in der Zentralbibliothek der Bücherhallen Hamburg und diskutieren darüber, ob die Kraft der Virtuellen Realität das Buch wirklich ablösen wird.

Speaker

Sabina Ciechowski (Rowohlt Verlag)

Michael Schulte-Markwort (UKE)

Corinne Soland (Digital Bühne Zürich)

Moderation

Melanie Stein (ARD)

 

Mit freundlicher Unterstützung der Körber-Stiftung